Bettwanzen
Verbreitung, Verhalten, Vermehrung, Bisse und Resistenzen
Verbreitung der Bettwanzen
Bettwanzen sind weltweit verbreitet und nehmen auch in Österreichs immer weiter zu. Betroffen sind Hotels aller Preisklassen, Pensionen, Ferienwohnungen und Berghütten. Die Zunahme von Bettwanzen ist jedoch nicht auf die Touristenhochburgen Tirol, Salzburg und Wien beschränkt. Privatwohnungen und Häuser werden von den blutsaugenden Tieren ebenfalls nicht verschont. Selbst das Internat der Kärntner Tourismusschule in Villach hatte lange mit Bettwanzen zu kämpfen.
Die nachtaktiven Bettwanzen ernähren sich ausschließlich vom Blut der Menschen und den bei ihnen lebenden Haustieren. Zu finden sind sie daher besonders in der Nähe von Schlafplätzen, wobei sie sich tagsüber tief in Ritzen und Spalten zurückziehen.
Durchschnittlich beträgt die Lebenserwartung der Bettwanzen ca, 6 bis 12 Monate. Erwachsene Tiere haben eine Körperlänge von 3,8 bis 5,5 Millimeter. Durch eine Blutmahlzeit schwillt der Körper an und kann im vollgesogenen Zustand bis zu 9 Millimeter lang werden.
Vermehrung und Entwicklung der Bettwanzen
Männliche Bettwanzen gehen bei der Fortpflanzung sehr rabiat vor und besteigen jeden Artgenossen. Bei der Befruchtung sticht das Männchen mit seinem Fortpflanzungsorgan eine Öffnung in den Körper der weiblichen Bettwanze und bringt seinen Samen ein. Einmal befruchtet, legt das Weibchen 6 bis 8 Wochen lang täglich zwischen 3 bis 5 Eier in seinen Verstecken ab.
Nach dem Schlüpfen durchleben die Bettwanzen fünf Larvenstadien. Zur Erreichung des nächstens Larvenstadiums muss die Larve mindestens eine Blutmahlzeit zu sich nehmen.
Abhängig von Raumtemperatur und Zeitraum der Nahrungsaufnahme dauert der Entwicklungsprozess zwischen Eiablage zum geschlechtsreifen, ausgewachsenen Tier zwischen 4 Wochen und mehreren Monaten.
Verhalten und Verstecke der Bettwanzen
Als nachtaktive Insekten sind Bettwanzen lichtscheu und kriechen erst bei Dunkelheit aus ihren Verstecken, um unbemerkt über ihren Wirt herzufallen zu können. Dabei orientieren sie sich am ausgeatmeten CO² und an der abgestrahlten Körperwärme. Erst bei einem stärkeren Befall, oder wenn aggressive fortpflanzungswillige Männchen unterwegs sind, kann man sie auch bei Tageslicht z.B. über Wände laufen sehen.
Enge trockene Ritzen von Möbeln, Tapeten oder Holzverkleidungen sind beliebte Verstecke der Bettwanzen. Zuflucht suchen sie auch gerne hinter Bildern, Scheuerleisten, Steckdosen- und Lichtschalterblenden.
Ist ein Hotelzimmer befallen, fühlen sich die Bettwanzen vom Geruch der benutzten Gästekleidung angezogen und wandern hierdurch in die Kleidung und Koffer der Gäste. Bei seiner Abreise werden sie mitgenommen und in ein anderes Hotel oder die heimatliche Wohnung vertragen.
Stiche der Bettwanzen
Erwachsene Bettwanzen nehmen, je nach Umgebungstemperatur, alle 3 bis 7 Tage eine Blutmahlzeit. Steht keine Nahrung zur Verfügung können sie bei niedrigen Temperaturen bis zu 8 Monaten ohne Nahrung überleben. Anhand des ausgeatmeten Kohlendioxids (CO²), der Körperwärme und des Körpergeruchs identifizieren sie ihr nächstes Opfer.
Mit ihrem stechend-saugenden Mundwerkzeug durchdringen die Bettwanzen die Haut ihres Wirtes. Die unteren Mundwerkzeuge besitzen eine Rinne, die als Gleitschiene für den mit Stechdornen besetzten Saugrüssels dient. Innerhalb des Saugrüssels verläuft ein kleinerer Speichel- und ein größerer Saugkanal. In Ruhe wird der Saugrüssel unter den Körper geklappt.
Bevorzugt werden Regionen unbedeckte Körperstellen, bei denen die Blutgefäße dicht unter der Haut liegen. Da nicht bei jedem Stich ein Gefäß angezapft werden kann, wandern sie stechend über die Hautoberfläche und die für Bettwanzen typischen Bissreihen, auch Bettwanzenstraßen genannt, entstehen.
Individuelle genetische Eigenschaften beeinflussen den Sensibilisierungsgrad des Wirtes auf das durch die Bettwanzen eingebrachte Sekret zur Blutverdünnung. Das Spektrum reicht von leichten Rötungen der Haut bis zu großflächigen Schwellungen mit starkem Juckreiz. Bei Personen, die zum ersten Mal von Bettwanzen gestochen wurden, kann die Hautreaktion erst nach 5 bis 9 Tagen auftreten. Ca. 20% der Bevölkerung zeigen keinerlei Hautreaktionen, wodurch ein Bettwanzenbefall erst spät erkannt werden kann.
Kein Arzt kann anhand von Hautreaktionen feststellen, ob diese von Bettwanzen, Flöhen oder anderen Insekten ausgelöst wurden. Selbst allergene Belastungen, z.B. durch Blütenpollen, können vergleichbare Hautreaktionen zeigen.
Nach heutigem Wissenstand können Bettwanzen keine Krankheiten auf den Menschen übertragen.
Resistenzen bei Bettwanzen
Nach dem Verbot des krebserregenden DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), welches seit den 1940 Jahren als Kontakt- und Fraßgift eingesetzt wurde, entwickeln Bettwanzen heute immer größere Resistenzen gegen die weitverbreiteten Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide wie Acetamiprid, Dinotefuran, Imidacloprid und Thiamethoxam, was eine wirksame Behandlung mit Insektengiften unmöglich macht.
Zusätzlich führen schärfere Zulassungskriterien für Pestizide zu immer höheren Entwicklungs- und Zulasssungskosten auf Seite der Hersteller, wodurch Neu- und Weiterentwicklungen wirksamer Pestizide unrentabel werden.
Ein Gutachten der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist zu dem Schluss gekommen, dass sich die Neonicotinoide Acetamiprid und Imidacloprid schädlich auf die Entwicklung des Nervensystems bei Säuglingen und Kleinkindern auswirken. Die Lern- und Gedächtnisfunktion des Gehirns wird unter Umständen beeinträchtigt
Es wird davon ausgegangen, dass Wirkstoff- und Kreuzresistenzen ein Hauptfaktor für die massive Ausbreitung der Bettwanze sind. Keinesfalls sollten gering dosierte und frei verkäufliche Giftstoffe aus dem Baumarkt oder Internet zur Bekänpfung eingesetzt werden.