Helfen „Hausmittel gegen Bettwanzen“ und kann man Bettwanzen selbst bekämpfen? Im Internet findet man hunderte Seiten mit Empfehlungen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Auffällig ist, dass bei vielen dieser Internetseiten erst das Problem beschrieben und dann das eine oder andere Hausmittel empfohlen wird. Ganz zufällig findet sich am Ende des Artikels ein Link zu Amazon oder einer anderen Verkaufsseite, wo sie das entsprechende Produkt gleich kaufen können.
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Eigenbehandlungen mit Hausmitteln gegen Bettwanzen führen immer zu einer Verschlimmerung des Bettwanzen-Problems, was eine anschließende professionelle Behandlung nur aufwendiger und unnötig teurer macht. Das kann soweit führen, dass Wohnungen oder Gebäude entkernt werden müssen, da die Bettwanzen tief in die Gebäudestruktur vertrieben wurden.
Bettwanzenspray und andere Bettwanzenmittel
In Baumärkten und im Internet gibt es unzählige, frei verkäufliche Mittel die gegen Bettwanzen helfen sollen. Im Gegensatz zu gewerblichen Giften ist die Giftdosierung erheblich geringer. Hauptbestandteil ist oft Permethrin aus der Gruppe der Pyrethroide, gegen welches die Bettwanzen bereits Resistenzen entwickelt haben und so eine Behandlung wirkungslos macht.
Einige Hersteller behaupten, dass „das Spray problemlos auf Matratze, Bett, Kissen, Decke, Teppich, Sofa und weiteren Oberflächen angewandt werden kann“, An anderer Stelle der Produktbeschreibung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Mittel „keineswegs auf die Haut oder die Kleidung gelangen darf“ und allergische Reaktionen hervorrufen kann. Was denn nun?
Die Haut ist das größte Atmungsorgan des Menschen. Werden z.B. Matratzen mit einem dieser Mittel behandelt, gelangen die Giftstoffe über die Haut direkt in den Körper.
Teilweise werden sogar gewerbliche Pestizide über das Internet verkauft oder von verantwortungslosen Schädlingsbekämpfern an Endkunden abgegeben, obwohl dies streng verboten ist. Eingesetzt werden dürfen diese Mittel nur von speziell geschulten und geprüften Schädlingsbekämpfern, da bei unsachgemäßem Gebrauch, z.B. falsche Dosierung und fehlende Schutzausrüstung, schwere Gesundheitsschädigungen auftreten können.
Bei Haushalten mit Kindern, Personen mit Atemerkrankungen, empfindlichen Personen und Haustieren sollten keine Giftstoffe zur Bekämpfung von Bettwanzen eingesetzt werden.
Teilweise sind sogenannte Austreibungsmittel in Bettwanzensprays enthalten, mit denen man die Bettwanzen aus ihren Verstecken jagen möchte. Dabei kommt es regelmäßig vor, dass die Bettwanzen noch tiefer in die Baustruktur, z.B. hinter Rigips-Wände, unter Laminatböden oder unter die Dielung flüchten. Dort können sie nur schwer bekämpft werden und sich leicht in weitere Räume und Teile des Gebäudes verbreiten.
Ergebnis: Gefahr schwerer Gesundheitsschäden, keinesfalls zu empfehlen
Kurkuma, Öle, Nelken und Lavendel
Gewürze und Öle töten keine Bettwanzen. Unter Umständen meiden Bettwanzen entsprechende Bereiche. Daher besteht immer die Gefahr, dass die Tiere in andere Bereiche abwandern und sich dort weiter vermehren.
Ergebnis: absolut wirkungslos, keinesfalls zu empfehlen
Ethanol gegen Bettwanzen
Bettwanzen, ihre Eier und Larven können mit Ethanol abgetötet werden. Aufgrund der leichten Brennbarkeit und der Gefahr eine Verpuffung besteht bei Anwendung jedoch akute Lebensgefahr und ist deshalb keinesfalls anzuwenden. Hinzu kommt, dass diverse Materialien bei Einwirkung von Ethanol beschädigt oder zerstört werden können.
Ergebnis: Lebensgefahr, keinesfalls zu empfehlen
Kieselgur gegen Bettwanzen
Kieselgur wird u.a. seit Jahren gegen die rote Vogelmilbe eingesetzt. Auch bei Bettwanzen kann es als ergänzende Maßnahme angewendet werden.
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Kieselgur ist eine weißliche, pulverförmige Substanz, die hauptsächlich aus den Schalen fossiler Kieselalgen (Diatomeen) besteht. Kommen Bettwanzen mit Kieselgur in Kontakt, haftet es an ihrem Körper und beschädigt den Chitinpanzer, wodurch die Tiere austrocknen. Wichtig ist, Kieselgur nur sparsam als dünnen Film auszubringen.
Ergebnis: als begleitende Maßnahme empfehlenswert.
Matratzenbezüge gegen Bettwanzen
Spezielle „Matratzenbezüge sollen „eine sichere Prävention gegen Bettwanzen“ darstellen und „einen Bettwanzenbefall minimieren“, so behauptet es zumindest ein Lieferant, der pro Bezug für eine 100 x 200 cm große Matratze 74,80 € verlangt. Sinnloser kann man sein Geld nicht ausgeben.
Ob die Matratze von einem zusätzlichen Bezug geschützt wird interessiert keine Bettwanze. Zwar können sich nun nicht mehr am Keder oder der Reißverschlussnaht des ursprünglichen Bezuges ansiedeln, dafür aber an den identischen Stellen des zusätzlichen Bezuges. Bis es soweit ist haben es sich die Bettwanzen schon längst im Bettgestell oder in der Nähe des Bettes bequem gemacht. Auch verhindert der zusätzliche Bezug keinesfalls, dass Bettwanzen über die Matratze laufen.
Einige Hersteller imprägnieren ihre speziellen Bezüge gegen Bettwanzen noch mit dem Wirkstoff Permethrin. Die Wirkung wurde bereits oben beschrieben.
Ergebnis: absolut sinn- und wirkungslos, keinesfalls zu empfehlen
Klebestreifen / doppelseitiges Teppichband
Bei vielen Kunden entdecken wir bei unseren Besuchen ausgebrachte Klebebänder, mit denen sie Bettwanzen vom Bett abhalten oder fangen wollen. Auf youtube findet man hierzu ein interessantes Video.
Im ersten Versuch wurde eine Bettwanze auf eine freie Fläche gesetzt, die von doppelseitigem Klebeband umgeben war. Obwohl die Bettwanze die freie Fläche verlassen will, meidet sie ein Überschreiten des Klebebandes. Im zweiten Versuch wird die Bettwanze direkt auf das Klebeband gesetzt. Hier ist klar zu erkennen, dass sich die Bettwanze zwar mühen muss, letztendlich aber über das Klebeband laufen und es verlassen kann.
Werden ganze Betten von Klebeband umgeben oder die Bettfüße mit Klebeband umwickelt, suchen sich die Bettwanzen einen anderen Weg, um an ihren Wirt zu gelangen. Dabei laufen sie z.B. über die Wand zur Zimmerdecke und lassen sich von dort auf ihren Wirt fallen, um an Nahrung zu gelangen. Wirkungslos ist die Methode bei Bettwanzen, die sich bereits im Bettgestell niedergelassen haben.
Da Bettwanzen nur ein geringes Gewicht haben, üben sie nicht genug Druck auf das Klebeband aus um dort haften zu bleiben. Hinzu kommt, dass durch das Einwirken von Staub die Klebeleistung innerhalb von ein bis zwei Tagen stark nachlässt.
Ergebnis: geringe bis keine Wirkung, kaum zu empfehlen
Bettwanzenfallen
Bettwanzenfallen sollen einen Befall nachweisen. Unterschieden wird zwischen aktiven und passiven Fallen. Aktive Fallen nutzen ein Lockmittel um Bettwanzen anzuziehen, passive Fallen verzichten auf entsprechende Lockmittel. Ob die enthaltenen Lockmittel wirkungsvoll sind, darf durchaus bezweifelt werden. Passive Fallen sind zumeist mit doppelseitigem Klebeband bestückt.
Eine Bekämpfung ist mit Bettwanzenfallen nicht möglich.
Ergebnis: geringe bis keine Wirkung, nicht zu empfehlen
Heißluftpistole, Föhn gegen Bettwanzen
Da Bettwanzen bei Hitze absterben, führen einige Kunden mit Heißluftpistolen Bekämpfungsmaßnahmen durch. Der austretende heiße Luftstrahl kühlt sich hierbei bereits nach wenigen Zentimetern Abstand soweit ab, dass er u.U. seine tödliche Wirkung verliert. Auf der anderen Seite ist der Luftstrahl noch stark genug um Bettwanzen, ihre Eier und Larven zu verblasen und somit tiefer in den Bereich der Scheuerleiste zu drücken, wo sie ungehindert überleben können.
Regelmäßig kommt es vor, dass bei Einsätzen mit Heißluftpistolen ganze Holzhäuser Feuer fangen und abbrennen. Die Bettwanzen sind dann zwar fort, die Gebäude jedoch leider auch.
Ergebnis: geringe Wirkung, gefährlich und nicht zu empfehlen
Dampfreiniger gegen Bettwanzen
Im Gegensatz zu einfachen Dampfreinigern erzeugen professionelle Trockendampfgeräte die notwendige Temperatur zur Abtötung der Bettwanzen. Wie bei Heißluftpistolen besteht die Gefahr, dass Bettwanzen und ihre Eier aufgrund des Dampfdruckes im Zimmer verteilt werden. Alle befallenen Stellen müssen bekannt sein und behandelt werden
Behandelte Holzgegenstände können aufquellen und Farbänderungen hervortreten.
Ergebnis: sehr arbeitsaufwendig und kaum zu empfehlen
Staubsauger gegen Bettwanzen
Bettwanzen und ihre Eier können punktuell mit speziellen Staubsaugern, die über Staubbeutel und Feinstaubfilter verfügen, abgesaugt werden. Nach dem Saugen sind die Beutel sofort luftdicht zu verpacken und zu entsorgen. Sofern nicht alle Bettwanzen oder ihre Eier erreicht werden, ist mit keinem Erfolg zu rechnen.
Bei beutellosen Staubsaugern besteht die Gefahr, dass die Eier vorne angesaugt und hinten durch die Abluft ausgeblasen und im Raum verteilt werden.
Ergebnis: sehr arbeitsaufwendig und kaum zu empfehlen
Einfrieren
Einzelne Gegenstände, z.B. Reisegepäck, CD’s etc., können mit Kälte gut behandelt werden. Die Gegenstände müssen für mindestens 72 Stunden bei -18°C eingefroren werden
Ergebnis: für einzelne Gegenstände empfehlenswert